Nicolas Malz
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Ich lebe nun schon knapp fünf Monate in Hong Kong, einer der auf jeden Fall lebendigsten Städte der Welt, wie ich bereits nach weniger Zeit feststellte. Nach ein paar Tagen „Post- Arrival Orientation“ holten uns dann unsere Gastfamilien ab. Zusammen mit meinem „First Friend“ traf ich das erste Mal persönlich meine Gastfamilie, jedoch hatte ich bereits seit Mai Kontakt mit ihr über Facebook gehabt. Ich fühlte mich in meinem neuen Zuhause sofort wohl und bin von Anfang an mit meiner Gastfamilie sehr gut klar gekommen. Die ersten richtigen Eindrücke von Hong Kong bekam ich in der ersten Woche: Nach dem AFS-Kantonesisch-Kurs, gingen wir in Gruppen mit Freunden und AFS Freiwilligen verschiedene Orte in Hong Kong besuchen. Einen sehr guten Eindruck bekam ich in Mong Kok, dem Stadtzentrum Kowloons und wahrscheinlich Hong Kongs lebendigster Ort. Wie fast überall in Hong Kong geht es in Mong Kok hektisch zu und es ist sehr voll. Weil es sehr voll ist, verhalten sich alle sehr diszipliniert, z.B. alle stellen sich an und warten, es wird im Grunde niemals gedrängelt (in U-Bahn und Bussen). Des Weiteren gefiel mir von Anfang an die Vielfalt des Essens und die Freundlichkeit der Menschen. Nach fünf Monaten sind meine Eindrücke nur positiver geworden. Durch meine Familie nahm ich an zahlreichen wichtigen chinesischen Festen und Feiertagen teil. Beim Mid-Autumn Festival trifft sich die gesamte Familie beim Haus der Großeltern um gemeinsam zu Abend zu essen. Eine Spezialität dieses Fests ist der sogenannte Mondkuchen, außerdem wurden viele verschiedene, typisch Südchinesische, Gerichte gekocht. Die meisten chinesischen Feiertage haben eine sehr alte Geschichte und basieren auf astronomischen Ereignissen, was ich sehr interessant finde. Beispielsweise am 22. Dezember, der Wintersonnenwende,gingen wir zum Haus der Großeltern um gemeinsam dieses Ereignis, welches ähnlich wie Erntedank in Deutschland ist, zu feiern mit einem sehr vielfältigen Abendessen. Neben Hühnchenfüßen und Qualle habe ich auch schon Seegurke probieren können und war positiv überrascht. Eine der wenigen Sachen mit denen ich mich in Hong Kong nicht anfreunden kann, ist, dass Weihnachten kaum eine Bedeutung hat und im Gegensatz zu Deutschland nicht gefeiert wird.
Die Schule in Hong Kong ist nicht mit der in Deutschland zu vergleichen, es geht um viel Disziplin und auswendig lernen. Außerdem gibt es eine Schuluniform und viele Hausaufgaben, wodurch die Schüler kaum Freizeit haben. Trotzdem komme ich sehr gut mit meine Klassenkameraden zurecht und bin mit vielen gut befreundet.
Als Austauschschüler muss ich jedoch deutlich weniger Fächer belegen (kein Chinesisch),die freie Zeit benutze ich meist um die Hausaufgaben noch in der Schule zu erledigen oder um Chinesisch zu lernen. Mittlerweile habe ich mich an den Schulalltag in Hong Kong gewöhnt, zu dem auch eine einstündige Fahrt jeden Morgen von Sha Tin nach Kwun Tong gehört. An der Schule in Hong Kong mag ich sehr, wie offen alle meine Klassenkameraden und Lehrer sind, oft sprechen sie mich an um über Deutschland zu sprechen, wie es mir in Hong Kong geht, was ich an Hong Kong mag oder einfach nur um „Hallo“ zu sagen. Ein bisschen Deutsch konnte ich meinen Mitschülern bisher schon beibringen. Als begeisterter Tischtennis-Spieler bin ich auch meiner Schulmannschaft beigetreten und ich habe dadurch viele meiner heutigen Freunde kennengelernt. Die vielen Aktivitäten mit der Schule, z. B. der „Sports Day“, ein riesiger Wettkampf im Sport zwischen den Klassen, oder der BBQ Tag, an dem wir in Gruppen grillen gehen und Spiele draußen spielen, gefallen mir sehr. Insofern kann ich durchaus sagen, dass mir die Schule hier in den meisten Aspekten gefällt.
Nach der Schule gehe ich gewöhnlich ins Tischtennistraining, jeden Tag unter der Woche.
Ich spiele auch in Deutschland Tischtennis und will in Hong Kong die Chance nutzen mich im Ursprungsland dieses Sports zu verbessern. Darüber hinaus hätte ich nach der Schule wenig zu tun und es ist eine gute Routine geworden, nach dem Sitzen in der Schule Sport zu machen. Ich kann nur empfehlen sich in seinem Auslandsjahr ein gutes Hobby zu suchen, gerade im Sport gibt es viele Möglichkeiten.
An den Wochenenden treffe ich mich normalerweise mit meinen Freunden von AFS, da meine Schulfreunde sehr beschäftigt mit Lernen sind. In Hong Kong kann man sehr viel machen und ich nutze das Wochenende in Hong Kong um es zu besuchen z. B. den Lantau Island Buddha, Wandern mit Freunden zu einem Aussichtspunkt oder sich einfach zum Mittagessen treffen. Auch mit meiner Gastfamilie war ich bereits auf einer Bootsfahrt oder zu einem chinesischen Frühstück.
Als Austauschschüler durfte ich mich bereits bei vielen Dingen engagieren. Ich war Master of Ceremony für die Deutsche Gesellschaft der Universität von Hong Kong bei einem Jahrestreffen. Außerdem half ich zusammen mit anderen Austauschschülern bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung (Ball) als Freiwilliger. Ich bin sehr froh geholfen haben zu können, ich denke dies ist auch eine Aufgabe der Austauschschüler als Kultur-Vermittler.
In den letzten Monaten war für alle Hong Konger die „Occupy“ Bewegung, welche für mehr Demokratie und weniger Abhängigkeit vom chinesischen Festland demonstrierte, ein großes Thema. Bei den Protesten wurden viele Demonstranten verletzt, da die Polizei von Anfang an ziemlich brutal vorging. Dies löste viel Wut aus, wodurch für eine gewisse Zeit in beinahe ganz Hong Kong Proteste waren. Das Thema war sehr wichtig unter jungen Leuten, da die meisten Mitglieder der Bewegung Studenten waren. Meine Schule boykottierte den Unterricht an einem Tag als Protest gegen die Regierung, allgemein gab es viel Solidarität und Verständnis für die Bewegung. Jetzt gibt es kaum noch Proteste, aber dies war eines der wichtigsten Ereignisse in Hong Kong bis jetzt.
Allgemein habe ich einen sehr guten Eindruck von Hong Kong, es ist sicherlich die vielfältigste Stadt, die ich bisher kennengelernt habe.