Cornelius van Vugt
Ich bin jetzt schon seit zwei Monaten in der Slowakei und ich muss echt sagen, dieses Land ist noch schöner als ich es mir vorgestellt hatte. Nun aber von Anfang an…
Als ich zum ersten Mal den Namen Slowakei gehört hatte, dachte ich, es sei ein südliches Land mit Strand und Palmen. Nach einem Blick in einen Atlas musste ich feststellen, dass dem nicht so ist. Die Slowakei ist ein kleines Land mit gerade mal 5,5 Mio. Einwohnern in Mitteleuropa bzw. Osteuropa und sie ist auch ein relativ junger Staat. Meine Nachbarn kommen aus der Slowakei und sie haben immer so viel erzählt, dass ich richtig Lust bekam, dieses Land intensiv kennenzulernen. Ich habe mich also bei der Landesstiftung Baden-Württemberg um ein Stipendium für die Slowakei beworben und war dann überglücklich, als ich dieses bekam. Für mich stand von vornherein fest, dass es die Slowakei werden sollte, und falls dies nicht klappt, ein anderes Osteuropäisches Land. Ich war mit meiner Schule in einer Gastfamilie in Ungarn gewesen und dort habe ich gemerkt, wie herzlich die Osteuropäer doch sind und das man auf viele Vorurteile einfach nichts geben kann.
Dann kam endlich der Abflugtag. Ich konnte es kaum erwarten, in die Slowakei zu fliegen, denn meine Neugierde auf meine Gastfamilie, die Schule und meine neue Umgebung waren unerträglich. Nach einem kurzen Flug waren wir dann in der Slowakei und wurden auch gleich zum Arrival-Camp gebracht. Dort bekamen wir einen ersten Eindruck von dem Land vermittelt und dann ging es auch schon ab zu den Gastfamilien. Da ich ganz im Osten wohne, musste ich erstmal eine fünfstündige Zugfahrt hinter mich bringen. Am Bahnhof wurde ich dann von meiner Gastfamilie abgeholt und wir fuhren zu meinem neuen Zuhause. Das Haus meiner Gasteltern ist echt groß und die meisten Häuser in meiner Stadt sind auf dem gleichen, westlichen Stand wie in Deutschland. Nur das Stadtbild wird teilweise noch von Plattenbauten aus kommunistischer Zeit geprägt. Dann kam mit dem Montag auch mein erster Schultag. Mensch hatte ich Bammel davor. Doch nach einem kurzen Gespräch mit dem Direktor kam ich schon in meine Klasse und ich merkte bald, so schlimm ist das gar nicht. Als Ausländer ist man sehr schnell bekannt und ich hatte überhaupt keine Kontaktprobleme, denn ich wurde von allen Seiten angesprochen. Nach zwei Wochen hatte ich dann auch endlich einen eigenen Stundenplan und ich durchlaufe in einer Woche verschiedene Klassenstufen, da ich alle Stunden selbst wählen konnte. Der Unterricht ist hier schon anders als in Deutschland, aber ich finde, manches ist einfach effektiver als bei uns. Mittlerweile mag ich die Schule echt gern und es ist auch der Ort, an dem man seine ganzen Freunde treffen kann, denn Nachmittags ist eigentlich jeder zu Hause, da die slowakischen Schüler echt viel lernen müssen. Ich hatte dann im Oktober ein Extended-Camp, welches für die drei Italiener in der Slowakei das Mid-of-Stay-Camp ist, da sie hier nur drei Monate bleiben. Wir haben über unsere ersten Erfahrungen und vor allem über die Unterschiede zu Deutschland gesprochen. Es tat auch gut, mal die anderen Deutschen wiederzusehen und sich mit ihnen auszutauschen. Jedem von den anderen gefällt es hier in der Slowakei sehr gut, auch wenn es bei manchen nicht das Land erster Wahl war. Die Menschen hier sind einfach sehr offen, herzlich und entgegenkommend. Wenn man ein Problem hat, finden sich sofort ganz viele, die einem helfen wollen. Außerdem sind die Slowaken auch sehr Gastfreundlich, egal wo man hingeht, überall bekommt man etwas zu essen oder zu trinken angeboten. Von meiner Gastfamilie hatte ich schon in Deutschland einen sehr positiven Eindruck, der in der Slowakei dann aber noch übertroffen wurde. Meine Gastfamilie ist furchtbar nett und sie tun alles, damit ich hier glücklich bin. Mit der Sprache ist es in der Slowakei eigentlich kein großes Problem, die Grammatik ist zwar kompliziert, dafür kann man sich die Wörter sehr schnell merken und man beginnt schnell in Slowakisch zu denken. Mir geht es wie vielen anderen Austauschschülern, die zuvor in der Slowakei waren. Man beginnt die anderen Sprachen, die man in Deutschland gelernt hatte, zu vergessen und hat nur noch slowakische Sätze im Kopf.
Auch das Essen ist ein Grund, in die Slowakei zu gehen. Es ist zwar alles fettiger als in Deutschland aber es schmeckt hier richtig gut und ich bin immer wieder aufs Neue überrascht, was hier so alles gekocht und gebacken wird.
Also abschließend kann ich sagen, dass sich die ersten beiden Monate hier in der Slowakei mehr als nur gelohnt haben. Ich kann es jedem wärmstens empfehlen, sich einen Ruck zu geben und mal, statt in den üblichen Austauschländern, ein Schulejahr in Osteuropa zu verbringen. Um eine völlig andere Kultur zu erleben muss man nicht über den großen Teich fliegen, man ganz einfach in eines unserer östlichen Nachbarländer gehen und dort eine wunderschöne Zeit verleben.
Viele liebe Grüsse aus der Slowakei,
Cornelius van Vugt