Timo Stäudle
„Gefällt es dir in China? Magst du das Chinesische Essen?“, dass sind die wohl meist gestellten Fragen über China. Selbst die Chinesen Freunde und Familien fragen mich dass noch, obwohl ich jetzt schon seit 3 Monaten in China bin. Meine Antworten darauf sind immer die gleichen…Ja! Mir gefällt China sehr gut und dass Essen ist einfach nur spitze. Natürlich, es gibt auch in China Vor- und Nachteile. Aber ich fange am besten erst einmal von ganz vorne an.
Ich bin mit 40 anderen deutschen AFS Austausch Schülern am 24.08.2007 in Beijing, in China, angekommen. Während des Fluges habe ich vielleicht 30 Minuten von 8 Stunden, geschlafen. Ich denke das lag an der Aufregung aber auch ein wenig and der Zeitverschiebung. Angekommen in Beijing war ich dann aber überhaupt nicht müde, weil wir erst einmal auschecken mussten (ohne jede Hilfe). Dass war schon dass erste Abenteuer aber es war auch recht lustig. Wir wurden dann von AFS nach dem auschecken abgeholt und in eine große Uni gebracht. In dieser hatten wir für 3 Tage unser „AFS Survivel-Camp“. Uns wurden nun noch einmal alle Regeln erklärt und wir lernten alle anderen AFS Schüler aus der ganzen Welt kennen. Wir lernten auch diejenigen kennen die mit uns, für ein Jahr, in die gleiche Stadt gehen und auch einige, die später deine besten Freunde sein werden. Während dem Camp besuchten wir auch den Summerpalace und die große Mauer in Beijing. Beides sind wunderschöne Platze.Um dass jetzt genauer zu beschreiben müsste ich einen extra Bericht machen, denn es gibt viel zu viel zu erzählen.
Sonntags wurde ich mit acht anderen AFSlern zum Bahnhof gebracht. Wir waren die letzte Gruppe die abfuhr (um 10 Uhr Abends). Wir brauchten 10 Stunden um in unsere Stadt Anshan zu gelangen.
Ach ja, wir sind insgesamt vier Deutsche, eine Thailänderin, eine Schweizerin, eine Französin, eine Kanadierin und eine Neuseeländerin. Uns begleitete auch ein sehr netter chinesischen AFS Betreuer.
Die Stadt in der ich für ein Jahr lebe ist Anshan (-city). Sie liegt im Nordosten Chinas, in der Provinz Liaoning. Die Stadt ist eine Industriestadt. Dass hört sich jetzt nicht so schön an, aber nur der Osten Anshans ist industriell. Ich lebe ganz im Westen von Anshan (-city). Das Haus meiner Gast-Eltern steht in einem kleinen Garten. Ich bin 6 Kilometer von dem Stadtzentrum entfernt, dass ist aber kein Problem. Es gibt ca. 200 verschiedene Buslinien in meiner Stadt. Und an jeder Bushalte stelle von allen Buslinien hält alle 5 Minuten ein Bus. Dies ist schon ein sehr großer Unterschied zu Deutschland.
Meine Familie ist einfach nur super. Ich lebe mit meinen Eltern, einem zehn-jährigem Bruder und mit Großeltern in einem, für China, großem Haus. Ich versehe mich mit ihnen allen sehr gut. Die erste Woche war sogar ein Onkel noch bei uns zu Hause, der 5 Jahre in England gelebt hat, und mir in der ersten Woche sehr geholfen hat, weil ich mich mit meinen Eltern noch nicht verständigen konnte. Er und mein kleiner Bruder mussten immer für mich übersetzten. Aber jetzt nach 3 Monaten unterhalte ich mich mit meiner Mutter nur auf Chinesisch, auch wenn ich noch nachfragen muss was bestimmte Wörter bedeuten.
Den größten Teil unseres Jahres in China verbringen wir in der Schule. Ich gehe in die 9. Klasse Middleschool Anshan. Das Schulleben ist, mit seiner chinesischen Kultur, für mich, der größte Unterschied zu dem westlichen Leben.
In der ersten Woche ging ich in eine normale Klasse mit 50 Schülern. Ich wurde sofort sehr freundlich empfangen und freundete mit schon nach dem erstem Tag mit sehr vielen Klassenkameraden an. Ein Problem war, dass nur sehr wenige mit mir englisch gesprochen haben, da viele der Schüler zu schüchtern waren. Aber in China ist eine Schulklasse wie eine große Familie. Alle nennen sich Schwester und Bruder und der Klassenlehrer ist wie die Mutter bzw. wie der Vater. Das hört sich für uns Westler eigentlich total bescheuert an, aber China ist wirklich von der Kultur her total verschieden und die Menschen denken auch total anders als man es in Europa gewöhnt ist. Selbst nach 3 Monaten wunder ich mich noch über manche Sachen.
Nach einer Woche in meiner Klasse ging ich für 3 Monate, mit 3 anderen Austauschschülern, den ganzen Tag über, in eine extra Klasse, in der wir, von morgens 7 Uhr bis nachmittags 4:30 Uhr, chinesischen Unterricht bekamen. Der Unterricht war sehr gut. wir lernten vor allem die Wörter schreiben. Sprechen lernten wir natürlich auch, da wir nur Ausländer waren haben wir in der Klasse kein Chinesisch gesprochen sonder untereinander Englisch. Nur Zuhause konnten wir das gelernte umsetzen. Nächste Woche, Anfang Dezember, geht es aber zurück in meine normale Klasse. Ich bin überzeugt, dann werden wir, dass mit dem Sprechen auch sehr schnell wieder aufholen.
An der Schule müssen alle eine Schuluniform tragen. Zurzeit besteht unsere aus einem einfachen Sportanzug, den wir über unseren anderen Klamotten tragen müssen. Am Anfang kam mir das nur doof und peinlich vor aber spätestens nach 2 Wochen, hat man sich daran gewöhnt, da es ja alle so geht. Der Unterricht wird auch total anders gehalten als in Deutschland. Sobald der Lehrer das Klassenzimmer betritt verstummt jeder, setzt sich auf seinen Platz und macht gar keinen Mucks mehr. Der Traum für alle deutsche Lehrer. Der Unterricht läuft dann so ab, dass der Lehrer alles erklärt und sehr viel redet und die Schüler alles aufschreiben. Dann schreibt der Lehrer verschiedene Themen an der Tafel, je nach Unterrichtsstunde. Ab und zu frägt der Lehrer auch einmal etwas die Schüler aber dass ist eher selten der Fall.
Sobald ein Schüler zu spät zum Unterricht kommt muss er vor dem Klassenzimmer warten und sich eine Predigt von dem Lehrer anhören. Diese geht oft über 10 Minuten, keine Ahnung über deren Inhalt.
Wie reagieren Chinesen auf einen Ausländer mit blonden, langen Haaren und dazu noch ein Junge ist und um China kennen zu lernen. Die Antwort darauf ist sehr einfach. Sie starren ihn einfach nur an. Am Anfang war es mir unangenehm von jedem mit offenem Mund angestarrt zu werden. Aber man gewöhnt sich daran und spätestens nach 1 Monat kennen dich alle an deiner Schule und man wird nur noch ab und zu komisch angestarrt. Das völlige Gegenteil herrscht auf der Straße. Dort läuft man jeden Tag anderen Menschen über den Weg die noch nie einen Ausländer gesehen haben. Dass extremste war, als ich mit einem anderem Deutschen auf einem öffentlichen Platz skaten ging. Da versammelten sich nämlich alle um uns und wollen zuschauen. Ein Chinese stand sogar länger als eine Stunde in unserer Nähe um uns zu beobachten, obwohl es maximal 5 Grad Celsius hatte.
In meiner Freizeit, also nach 5 Uhr während der Woche, esse ich immer mit meiner Familie zusammen und rede mit ihnen oft noch lange über irgendein Thema. Danach geh ich meistens Lesen, an den Computer E-Mails checken oder mit meiner Familie Filme schauen. Wenn ich Zu Hause lerne, dann schreibe ich meistens Wörter und wiederhole die älteren. Am Wochenende gebe ich Zurzeit samstags Deutschunterricht für die Chinesen die sich dafür interessieren. Und die anderen AFSler geben Sprachunterricht in ihrer Sprache. Danach gehen wir meistens zusammen in irgendein Restaurant essen. Wir haben einfach nur zusammen Spaß. Das einzigeste was wirklich schade ist, ist dass unsere Chinesischen Freunde die ganze Zeit in die Schule gehen müssen und wenn sie zu Hause sind auch sehr viel lernen müssen. Deshalb haben sie sehr selten Zeit um mit uns etwas zu unternehmen und ich sehe sie dann halt immer nur in der Schule. Dafür unternimmt man sehr viel mit den anderen AFSlern und lernt dadurch auch die Unterschiede zwischen ihren Ländern und Deutschland kennen was auch immer wieder interessant und auch lustig ist.
Dass Schwerste am Chinesisch lernen ist das schreiben und die Töne. Mir selber fällt lesen relativ einfach weil ich mich dann erinnere wie die Aussprache war. Wenn ich aber etwas schreiben soll, fällt es mir oft schwer. Die Aussprache ist oft so, dass die Wörter allein oft anders betont werden, als in einem Satz. Wir Westler haben ja keine Töne ich meine den Sing Sang in unseren Sprachen und reden deshalb sehr aus dem Bauch heraus( tief und dunkel), aber die Chinesen sprechen eher aus dem Mund. Sie sprechen sehr hoch für uns eher schwierig, vor allem für uns Jungs. Ich bin trotz allem guter Dinge und denke, dass unsere Aussprache besser wird, sobald wir mehr mit unseren Klasse reden können.
Was ich auf jeden Fall noch erwähnen möchte ist, dass es wirklich Höhen und Tiefen für uns Austauschülern gibt. Nach 1 Monat ging es mir für 2 Wochen schlecht. Ich habe mich in dieser Zeit ein wenig zurückgezogen. Das lag daran, dass ich mich langsam an das Leben hier gewöhnt hatte und es für mich dann normal und langweilig wurde. Ich war, denke ich, auch ein wenig enttäuscht darüber, dass nicht jeder Tag total aufregend ist. Aber jetzt genieße ich die Zeit hier und mache das Beste daraus. Ich bin sehr glücklich und ausgeglichen. Ich schätze jetzt auch Deutschland mit seinen Vor- und Nachteilen. Nicht wie am Anfang des Jahres, dass ich einfach nur den Wunsch hatte aus Deutschland weg zukommen.
Ich kann es kaum noch abwarten bis es Neujahr wird, 2 Monate Ferien warten dann auf mich und ich mit Freunden sehr viel snowboarden gehen werde. Wenn meine Stadt mit Schnee bedeckt ist, ist sie einfach nur wunderschön.
Letztendlich möchte ich mich bei AFS und bei der Robert Bosch Stiftung bedanken dass sie mir dieses Jahr ermöglicht haben. Und ich hoffe, dass Sie mit diesem Bericht meine Eindrücke von China teilen können und mich verstehen. Es ist gar nicht so einfach für mich, mit dem schreiben über China aufzuhören, weil es noch so vieles zu erzählen gibt.