Kathrin Herdlitschka
(AFS- Jahr in Portugal 1999/2000 mit Stipendium der Bausparkasse Schwäbisch Hall)
Seit dem 21.August bin ich nun wieder in Deutschland, also erst seit wirklich sehr kurzer Zeit. Trotzdem werde ich versuchen meine Eindrücke aus den vergangenen Monaten in Portugal zusammen zu fassen .
Eigentlich wäre mein einjähriger Aufenthalt schon Anfang Juli zu Ende gewesen, doch meine Gasteltern boten mir an , noch länger bei ihnen zu bleiben und somit den portugiesischen Sommer mit zu erleben.
Und so nutzte ich die letzten eineinhalb Monat für diverse Reisen , um Portugal noch besser kennen zu lernen. Ausserdem kam meine deutsche Familie nach Portugal , um dort Ferien mit mir zu verbringen , und auch , um meine Gastfamilie kennen zu lernen.
Mein Abschied von Portugal und meiner Familie und meinen Freunden ist zwar noch nicht sehr lange her , doch ich merke schon , wie sie alle mir fehlen.
Die Vorfreude auf baldiges Wiedersehen von Familienangehörigen und Freunden in Deutschland erleichterte mir den Abschied , und trotzdem fiel mir der noch schwer genug.
Nach den ersten Monaten und den Anfangsschwierigkeiten , von denen ich ja schon in meinem ersten Bericht schrieb , begann für mich eine einzigartige Erfahrung , die nicht nur positives , sondern auch negatives beinhaltet.
Mein Leben in Fundao wurde , obwohl ich eigentlich jeden Tag etwas neues lernt oder entdeckte, bald zur Routine.
Den grössten Teil meiner Zeit verbracht ich natürlich in der Schule , und wenn ich dort nicht war , dann war ich mit fast 100% Sicherheit in einem der zahlreichen Cafés anzutreffen.Ich verbracht dort meine Zeit mit Freunden.Wir konnten stundenlang dort sitzen und Karten spielen , oder uns auch einfach nur unterhalten.
In den wärmeren Monaten fuhren wir auch ab und zu an einen der nahegelegenen Flüsse , um dort ein kleines Bad zu nehmen.
Zu Hause verbrachte ich immer weniger Zeit , da dort, ausser der Haushälterin, sowieso selten jemand an zu treffen war.
Mein Gastvater verließ das Haus am Morgen und kam erst gegen 19.00 Uhr zurück und meine Gastmutter verbracht den grössten Teil ihrer Zeit in ihrem Zimmer im Dachgeschoß , wo sie sich um ihre zahlreichen Perserkatzen kümmerte.Für mich hatte sie daher eher weniger Zeit und vielleicht auch weniger Geduld.Meine zwei Gastbrüder bekam ich auch nur sehr selten zu Gesicht , da beide außer Haus wohnen und sich selten zu Hause blicken lassen.
Die „Familientage“ beschränkten sich daher eher auf die Wochenenden.
Trotzdem kam ich mit meiner Gastfamilie sehr gut aus.
Vorallem mein Gastvater , der Politiker ist, versuchte mir die portugiesische Denkweise zu erklären und bracht mir so die portugiesische Kultur und auch ihre Mentalität ein ganzes Stück näher.
Mit dem Erlernen der portugiesischen Sprache klappte es so gut , dass man mich in Läden oft nicht einmal als Deutsche „entlarvte“.
Was mir auch immer wieder erklärt wurde war, dass ich mich nach nur einem Jahr in Portugal besser mit den öfentlichen Verkehrsmitteln auskannte , als der Großteil der Portugiesen.
Mit Expressbussen und Bahn reiste ich durch das Land , und in den Großstädten Lissabon und Porto kenne ich mich bereits besser aus als in Stuttgart.
Ich lernte sowohl den reicheren Norden mit seiner grünen Berglandschaft, als auch den ärmeren Süden mit seiner zum Großteil flachen Landschaft kennen.Auch in den Alentejo , mit seinen berühmten historischen Städten Beja und Évora, unternahm ich zahlreiche Reisen.
Auf einigen Reisen traf ich mich dann auch mit anderen AFS-Studenten aus aller Welt , die dieses Jahr in Portugal lebten.
Besonders guten Kontakt hatte , und habe ich noch immer , mit einer AFS-Studentin , namens Salomé , aus der dominikanischen Republik.Sie verbrachte sogar eine Woche mit mir im Haus meiner Gasteltern und nahm an meinem Abitursball teil , und auch ich verbrachte eineinhalb Wochen im Haus ihrer Gasteltern an der Algarve.
Sie plant sogar mich im nächsten Sommer in Deutschland zu besuchen.
In den vergangenen zwölf Monaten habe ich sehr viel neues gesehen und auch kennen und schätzen gelernt.
Und ein Teil von mir ist mit Sicherheit dort geblieben!
Bleibt mir nur die Vorfreude auf ein Wiedersehen mit meinen portugiesischen Freunden im Oktober!