Thailand 2006/2007

Sarah Betz

Ich bin jetzt schon seit fast 9 Monaten hier, in Thailand. Manchmal kann ich gar nicht glauben, dass schon so viel Zeit vergangen ist, seit ich in Deutschland, in Frankfurt voller Aufregung am Flughafen stand und mich von meinen Eltern verabschiedet hab. Ist das wirklich schon 9 Monate her??? Ich kann mich noch so gut daran erinnern, wie ich die erste Mail geschrieben hab, ich bin da!!!, und wie die nächsten folgten, in denen ich meine ersten fremden Eindrücke aufgeschrieben hab.

So fremd es damals war, so normal ist es jetzt für mich, auf dem Boden sitzend mit den Händen zu essen, eine Schuluniform zu tragen, immer Reis zu essen, der hier im Norden so klebrig ist, dass man ihn mit den Händen zu Bällchen formt, in eine Soße oder etwas ähnliches taucht und dann isst; Bananen, Mangos, Kokosnüsse von den Bäumen zu holen, hier gibt es so viele tolle Früchte, die zu beschreiben schwer sind. Hier gibt es sehr viele verschiedene schöne Feste, wie zum Beispiel im April Songkran. Ich war grade angekommen, da hat mich meine Familie auf dem Pick-Up hinten drauf mitgenommen um bei den Wasserschlachten in meiner Stadt mitzumachen. Songkran ist das thailändische Neujahrsfest, das Fest des Wassers, an dem die unglaublichsten Wasserschlachten stattfinden. Man kann fast nirgends hingehen, ohne klatschnass zu werden, was bei der Hitze aber auch nicht so schlimm ist. Im April/Mai ist die heißeste Zeit in Thailand, bevor die Regenzeit anfängt. Mit dem Wasser soll all das schlechte, all der Schmutz weggewaschen werden. Das Fest geht mehrere Tage lang, und an einem Tag sind wir auch zu allen möglichen Familienmitgliedern gefahren, um sie zu weihen, zu ehren. Dann ein anderes großes Fest ist auch Loi Gra Tong, an dem Gra Tongs, Lichterschiffchen aus Blättern der Bananenstaude und Blumen ins Wasser gesetzt werden. Außerdem sind in den Schiffchen noch eine Kerze, Räucherstäbchen, ein paar Haare und Fingernägel drin. Wenn das Schiffchen nicht untergeht und schön wegschwimmt, bringt es Glück.

Wie normal, selbstverständlich ist es heute für mich, in der Schule meine Lehrer mit dem thailändischen Wai zu begrüßen, in dem ich meine Hände zusammenlege und zu meinen gebeugten Kopf führe. Auch meine Eltern begrüße ich jeden Tag so, wenn ich aus der Schule komme. Ja, mittlerweile spreche ich auch schon recht gut Thai, kann mich immer leichter verständigen, verstehe immer mehr, nein mittlerweile sogar fast alles, wenn sie sich unterhalten, sogar beim vom Hochthai sehr verschiedenem nördlichen Dialekt, den sie hier sprechen. Auch die Schrift kann ich immer besser lesen und schreiben. Vieles das ich mir nie erhofft hatte, ist wahr, ich hab eine völlig Fremde Sprache gelernt und beherrsche sie immer besser. Ich habe nicht nur angefangen eine neue Sprache zu lernen, in eine neue völlig fremde Kultur zu tauchen, ich habe auch einen neuen Namen und Spitznamen bekommen. Hier heiße ich Rachawadee Wiangtong, mein Spitzname mit dem mich alle rufen ist Baitoey. Man kann hier so viel lernen, ich hab schon so viel gelernt und verstehe die Kultur hier immer besser, aber ich hab noch lang nicht ausgelernt.

Sarah
Dezember 2006